Gaspard Fritz – Sinfonien

Sinfonien I und II, op. 6 – Violinkonzert

Kesselberg Ensemble
Leila Schayegh (Barockviolin)
Ilze Grudule (künstlerische Leitung)

Musiques suisses, 2015

Gaspard_Fritz_MGB

Der Geiger Philippe Fritz (1689–1744) stammte aus Celle in Niedersachsen und liess sich als Zwanzigjähriger in Genf nieder, wo er die Französin Jeanne Guibourdance heiratete. Vier Jahre später, am 18. Februar 1716, wurde der Sohn Gaspard geboren. In den 1730er-Jahren studierte der junge Genfer bei Giovanni Battista Somis in Turin. Dieser bekannte Geiger, Schüler von Arcangelo Corelli, bildete bedeutende Violinvirtuosen aus.

Nach der Rückkehr in seine Heimatstadt heiratete der 21-jährige Fritz Charlotte Foix. Im gleichen Jahr liessen sich einige junge englische Aristokraten, die sich auf Kavaliersreisen in Italien kennengelernt hatten, in Genf nieder. Hier versammelten sie sich täglich in einem Salon, dem Common Room of Geneva, und wurden in der sittenstrengen Calvin-Stadt nicht daran gehindert, zwischen 1738 und 1743 luxuriöse kulturelle Anlässe wie Theatervorstellungen und Pantomimen zu organisieren.

Die gebildeten Engländer, die sich selber Blutsbrüder nannten, luden zu ihren Veranstaltungen auch Vertreter der lokalen Oberschicht ein. In jenem Kreis sorgte der junge Gaspard Fritz mit einem kleinen Orchester für die musikalische Unterhaltung und dürfte dabei nicht auf die Aufführung eigener Kompositionen verzichtet haben. Diesen gebildeten Engländern verdankt Fritz entscheidende Impulse für seine Karriere. Nachdem einer der Blutsbrüder, Benjamin Tate, Genf Richtung London verlassen hatte, schrieb er am 11. April 1741 aus Amsterdam an seine Freunde, er habe Pietro Antonio Locatelli «Trios, Solos, and Concertos» von Fritz gezeigt.

Wie Tate berichtete, haben diese Kompositionen dem Violinvirtuosen beim Durchsehen so sehr gefallen, dass er sie sogleich durchspielen wollte. Dieser Brief dokumentiert, dass einer der berühmtesten Geiger des 18. Jahrhunderts dem 25-Jährigen hohe Anerkennung zollte und dass Fritz damals bereits Konzerte und Solos (Solosonaten oder Werke für Geige solo) komponiert hatte.

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Reviews

Mit Basler Hilfe auf Spurensuch in Genf ★★★★★

(…) Das Violinkonzert ist noch deutlicher in der bacrocken Welt zu Hause und auch einfacher gestrickt. Aber darür kann man hier die wunderbare Basler Barockviolinistin Leila Schayegh bewundern.

Christian Berzins, Schweiz am Sonntag, 14. Juni 2015

Für Neugierige ★★★★

(…) Das anspruchsvolle Werk steht im Mittelpunkt der Veröffentlichung und ist bei der Solistin Leila Schayegh bestens aufgehoben: Der solistische Einstieg in den Kopfsatz erfolgt mit einem von ihr klangvoll gestalteten Thema in Doppelgriffen, und zwischendurch wird die Geigerin immer wieder durch schwierige Saitenwechsel- oder Arpeggiopassagen über drei oder vier Saiten gefordert. Dass dieser virtuose Parcours nicht zur leeren technischen Übung wird, dafür sorgt der Komponist durch einen erstaunlich ausgefeilten Streichersatz, in dem die Orchesterviolinen immer wieder miteinander dialogisieren. Besonders schön ist dies in den Tuttiteilen des Mittelsatzes, der ansonsten von einem stark verzierten, ungemein plastisch vorgetragenen instrumentalen Gesang der Solistin über basslos pulsierendem Streichergrund bestimmt ist. Voller Elastizität steckt der Dreiertakt des Finales, in den sich der figurenreiche Violinpart hervorragend einfügt, ohne dass er klanglich allzu stark in den Vordergrund rückt. Höhepunkt ist – und hier scheint ganz besonders deutlich Locatellis Vorbild durch – ein auskomponiertes, in den Satzverlauf eingeschobenes Solocapriccio von 98 Takten Länge, in dem Schayegh noch einmal ihre ganze Meisterschaft zeigen kann (…)

Stefan Drees, Klassik